Richten und gerichtet werden

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird auch euch zugemessen werden.
Matthäus 7:1‭-‬2

Ich hatte heute mal wieder eine interessante Diskussion und im Nachhinein ist mir dieser Bibelvers in den Sinn gekommen.
Ich will den jetzt gar nicht ausdeuten, mir ist nur aufgefallen, wieviel Wahrheit darin steckt.
Ich will grad nicht "nachdenken", was Jesus gemeint haben könnte, aber meine Erfahrung zeigt mir:
Hinter dem Maß, dass wir an andere anlegen, steckt meist das Maß, dass wir an uns selbst anlegen. Und wir verschärfen das Maß umso mehr für andere, je mehr wir selber daran scheitern.
Ein Beispiel:
Ich bin aus meiner Gemeinde vor allem aus einem Grund ausgetreten:
Weil sie sich vor allem um sich selber dreht und ich persönlich dort niemanden kannte, der wirklich ein Herz dafür hatte rauszugehen und das Evangelium unter die Leute zu bringen.
Ich war echt sauer, dass niemand den Jüngern gleich auf der Straße predigen oder für Menschen um Heilung beten wollte, sondern sich immer alle nur in ihrem eigenen Saft drehten.
Fakt ist aber: Mir selbst fehlt in 95% meines Alltags der Mut dafür. Aber es ist leichter anderen die Schuld zu geben und sie zurecht zuweisen, getreu dem Motto: Wenn ihr es anders machen würdet, würde mich das vielleicht auch motivieren.
Dabei sagt Jesus auch:

Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Halt, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen! — und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen!
Matthäus 7:3‭-‬5

Und das ist etwas, wo ich gerade akut lerne: Bei mir selbst zu bleiben OHNE irgendjemand anderen zu verurteilen.
Und auch: Bei mir selber keinen Maßstab zu setzen. Es geht ja nicht darum irgendetwas für Jesus zu tun. Es geht darum, ihn in mir tun bzw wirken zu lassen.
Ich hab erst jetzt wirklich begriffen, dass die meisten Veränderungen erst innen geschehen.
Ich brauche Menschen nicht zurecht zu weisen, dass sie nicht von Jesus erzählen, denn es liegt nicht an ihrer mangelnden Bereitschaft, sondern an einem Mangel an Überfluss.

Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.
Lukas 6:45

Aber wenn das Herz eben nicht voll ist? Dann nützt alles pushen von außen überhaupt nichts. Wo keine Veränderung passiert, wo Christen auch nach Jahren noch die gleichen Probleme haben und sich im Kreis drehen, da mangelt es einfach an der Beziehung zu Jesus.
Mag sein, dass das irgendwie hart klingt, aber sagt Jesus nicht:

Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.
Johannes 7:37‭-‬38

Also entweder ist Jesus ein Lügner, oder jemand aus dessen Leib nicht Ströme lebendigen Wassers fließen, sollte ganz dringend mehr trinken;)
Und es ist nicht schlimm jemandem das IN LIEBE zu sagen oder vielmehr zu raten.
Denn das ist kein WERK. Es ist nichts, das Kraft kostet.
Selbst wir Christen sind so sehr infiziert mit dem weltlichen Leistungsdenken. Und dass obwohl wir all die Worte von Jesus kennen und auch ständig floskelhaft durch die Gegend werfen. Sätze wie:

Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken ! Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.
Matthäus 11:28‭-‬30

Und dann weist uns der Teufel auf eine unserer charakterlichen Schwächen hin und wir denken, wir müssen jetzt an uns arbeiten.
Ich bspw. nehme mir vor geduldiger mit meinen Kindern zu sein. Mehr auf sie zu achten, statt immer nur meine Bedürfnisse im Blick zu haben... Und rate was?
NATÜRLICH! Ich scheitere daran.
Warum? Weil ich denke: Ich bin jetzt Christ. Ich hab den heiligen Geist, ich muss jetzt sanftmütig sein.
Aber die Wahrheit ist:

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue , Sanftmut, Selbstbeherr­schung.
Galater 5:22

Die Frucht des Geistes besteht nämlich in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.
Epheser 5:9

WOW! Die Frage ist: Hab ich Gottes heiligen Geist? Definitiv ja. Das heißt: Ich BESITZE bereits alle seine Früchte. Manche sind vlt noch unreif, aber eines steht fest: Die Früchte wachsen nicht, indem ich sie von außen dazu zwinge. Sie wachsen von innen heraus, indem ich mich mit dieser Wahrheit fülle.
Ich bin sanftmütig - das ist mein Wesen als neue Kreation.
Spricht mein Verhalten manchmal dagegen? Ja! Aber es ist so gefährlich die Wahrheit an meinem Verhalten zu messen.
Joseph Prince, ein Prediger, den ich gerade echt gern höre, sagt sinngemäß:
Unser Verhalten darf nicht unsere Identität bestimmen, sondern unsere Identität sollte unser Verhalten bestimmen.
Das heißt: Jemand, der WEIẞ, dass er in Christus ein Königskind ist, der wird sich auch so verhalten. Im Gegenzug wird er, wenn er sich mal nicht so verhält aber nicht denken, dass er kein Königskind mehr ist.
Und andersherum: Jemand der glaubt, dass er ein Sünder ist, den wird es auch nicht groß "stören", dass er sündigt, weil er von sich selbst ja sowieso nichts Besseres erwartet.

Der Schlüssel zu einem heiligen Leben ist also, wie ich glaube, zu WISSEN, dass wir geheiligt sind. Dass wir HEILIGE sind und nicht mehr SÜNDER! Und das nicht nur dahin zu sagen, sondern diese Wahrheit wirklich für sich in Anspruch zu nehmen und sich damit zu füllen.
Zu glauben, dass allein Jesus Veränderung schenken kann und jedes äußere Verbiegen zu einer Veränderung hin eher Schaden anrichtet, als tatsächlich Frucht bringt.
Denn die Frucht kommt vom Geist Gottes,NICHT VON UNS!

Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen!
Römer 3:27 SCH2000

Ich schreibe es gern nochmal, vor allem um es mir selber immer wieder ins Gedächtnis zu rufen:
Wenn "mich selbst rühmen" ausgeschlossen ist, DANN und NUR DANN ist es Jesus! (Und dann ist es nachhaltig da von innen heraus!)
Ihm sei alle Ehre für ABSOLUT ALLES!

Er tut alles und wir dürfen in  ihm ruhen. Sein Joch ist sanft.
Was für ein wunderbarer Gott. Was für eine wunderbare Nachricht! Welch ein ECHTES EVANGELIUM!
AMEN!

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