Wenn sie tanzt... (Eine Liebeserklärung an unsere Kinder ❤️)

Es gibt dieses Lied "Wenn sie tanzt" von Max Giesinger. Doch so sehr ich die deutsche Popkultur liebe, dieses Lied finde ich ganz schrecklich! Also, eigentlich nur einen Teil des Liedes, denn die Idee sich mit der Musik mal aus dem Alltag zu begeben, finde ich großartig - das mache ich auch ständig;).

Die Textzeile, die mir sauer aufstößt, ist folgende:

"Sie fragt sich wie's gelaufen wär' ohne Kinder...".

Und prinzipiell finde ich nichts Schlimmes daran, sich das zu fragen. Auch mein Mann und ich sitzen manchmal zusammen und überlegen, wie unser Leben wohl aussehen würde ohne unsere Kinder.

Aber in diesem Lied, in dem Kontext des Liedes, fühlt es sich für Mich so an, als würde das Leben mit Kindern zweifelsfrei einem ohne Kinder nachstehen. Als wäre alles besser ohne Kinder. 

Für Mich sind das aber zweierlei paar Schuhe: der Alltag und die Kinder, auch wenn sie miteinander verknüpft sind. Musik hören und dem Alltag entfliehen finde ich super - unsere Kinder nicht als Teil unseres Lebens zu haben, klingt kurz verlockend, aber auf längere Sicht, wäre das ein riesen Verlust. Nicht nur für die Welt, nicht nur weil sie tolle Persönlichkeiten sind und viel zu geben haben, nicht nur weil sie in GOTTES Augen unglaublich wertvoll sind, sondern weil sie Mein Leben so stark in positiver Weise prägen und geprägt haben, weil sie Meinen Charakter so extrem geschliffen haben und das immer noch jeden Tag tun, dass Ich bei Weitem nicht dort wäre, wo Ich heute bin, hätte Ich sie nicht in meinem Leben. Ganz egoistisch kann Ich sagen, dass Ich unsere Kinder in meinem Leben brauche - sie sind das Wertvollste, was Ich nicht besitze;).

Die ständigen Reibereien mit Kind 1 sind unheimlich kräftezehrend, aber gleichzeitig macht Mich jeder überstandene Konflikt stärker, verständnisvoller und gnädiger. Ich kann Mich nicht nur um Mich selbst drehen, Ich muss die Bedürfnisse unserer Kinder berücksichtigen, ob Ich will oder nicht. Er zwingt Mich hinter die Reaktionen von Menschen zu blicken und nicht nur das Offensichtliche zu sehen. Er zeigt Mir, dass dort wo laut geschrien und hart gekämpft wird, meistens die größte Verletzlichkeit dahinter steckt. Er spiegelt unmittelbar, was wir ihm beibringen und zwingt uns dazu nahezu alles, was wir sagen, zu hinterfragen, da er jeden unserer Werte, jede unserer Ansichten unbewusst eins zu eins übernimmt und bei Gelegenheit auch gegen uns verwendet;) Kind 1 macht Mich jeden Tag zu einem sozialeren und weniger egozentrischem Menschen.

Kind 2 ist meist total pflegeleicht. Sie liebt die Dinge, die Ich liebe und ist wie eine Miniversion von Mir. Aber eben weil sie Mir so ähnlich ist, fordert sie Mich emotional wie kein anderer. Denn sie besitzt nicht nur Meine Stärken und Leidenschaften, sondern auch Meine Schwächen und Unzulänglichkeiten. Sie macht mir bewusst, wie Ich bin und an welchen Stellen Ich gern anders wäre, stärker. Und sie fordert Mich heraus nicht nur Meinetwegen Mich selber immer wieder zu reflektieren und Ängste und Unsicherheiten zu überwinden, sondern vor allem Ihretwegen: Damit sie nicht den gleichen Weg gehen muss wie Ich, sondern stärker, selbstbewusster und mutiger durchs Leben geht. Und das macht Mich selbst stärker, selbstbewusster und mutiger.

Kind 3 ist besonders. Besonders sensibel, besonders wissbegierig, besonders gutherzig und vor allem besonders wertvoll. Ich meine, Ich liebe JEDES unserer Kind und Ich schätze JEDES für Seine individuellen Eigenschaften, aber Kind 3 ist nicht nur ein einzigartiges Kind, er ist besonders einzigartig. Er unterscheidet sich nicht nur von unseren Kindern, sondern hebt sich auch von allen anderen Kindern deutlich ab. Ein Freund Meines Mannes pflegt zu sagen, Kind 3 ist eine ganz besondere Schneeflocke;) Und so ist es auch. Kind 3 nimmt man entweder, wie Er ist und erkennt Seinen unschätzbaren Wert oder man verkennt ihn, weil man den Maßstab eines "durchschnittlichen Kindes" ansetzt und kommt nicht klar mit ihm. Aber gewinnt man die Zuneigung dieses unserer Kinder, ist es, als ob man mit Aladdin auf Seinem fliegenden Teppich fliegt und Er einem eine völlig neue Welt zeigt. Ich kann es wirklich nicht anders beschreiben. Kind 3 besitzt eine heilsame Weltfremdheit, als ob Er nicht von hier wäre und hier auch nicht hin gehört. Das macht Mir nicht selten Sorgen, denn so langsam Er mit staunenden Augen diese Welt erkundet, dreht sie sich leider oft einfach nicht und ich bange und hoffe immer, dass er hinterher kommt, aber bis jetzt hat er es immer geschafft. Ab und zu verzögert, aber immer rechtzeitig. Kind 3 ist ein Alltagsentschleuniger - ein echter Segen, wenn man sich darauf einlässt. Er nimmt alle Dinge genau unter die Lupe und das braucht Zeit, viel Zeit. Aber dafür sieht und fühlt Er Dinge, die wir anderen nicht sehen, und weil Er gleichzeitig so ein großes und offenes Herz hat, ist Er auch stets gewillt, uns andere daran teilhaben zu lassen. Kind 3 verbessert mein Leben jeden Tag, denn er zwingt Mich anzuhalten und zu atmen und lässt Mich Dinge entdecken, die ich in meiner Hektik nie auch nur bemerkt hätte.

Und dann ist da noch Kind 4. Die Unabhängige. Was dieses Kind mit Ihren 4 Jahren schon alles macht und kann, ist nahezu erschreckend. Sie zeigt, wie grandios ein Kind sich entwickeln kann, wenn es FREI und SICHER ist. Da Kind 4 ja nunmal das Vierte ist, wird sie von uns nicht auf Schritt und Tritt beobachtet. Das gibt ihr Freiheiten, von denen andere Kinder nur träumen können. Aber eben weil sie noch 3 Geschwister hat, ist sie am Ende behüteter als irgendein anderes Kind es je sein könnte. Denn sie hat immer 6 Augen,6 Hände und 6 Ohren mehr, die darauf achten, dass es ihr gut geht. Die kommen, trösten und beschützen. Und das spürt man. Kind 4 ist eine Macherin. Sie fackelt nicht lange. Macht jemand nicht, worum sie bittet, macht sie's halt selbst. Wird schon schief gehen, hat ja bisher immer geklappt;) Und so besitzt sie mit ihren 4 Jahren eine Unabhängigkeit und Selbstsicherheit, die INSPIRIEREND ist. Sollten wir uns mal im Wald verirren, wäre sie ganz klar die, die am längsten überlebt, auch bei einer Zombie Apokalypse;) Sie ist, wer ich hätte sein können, wäre ich unter den "besten" Bedingungen aufgewachsen und jeden Tag macht sie Mich ein Stückchen mehr zu dieser Version Meiner selbst.

Und wenn ich nun dieses Lied höre, diese Textzeile und darüber nachdenke, wie es für Mich gelaufen wäre, wenn ich keine Kinder hätte, dann kann ich ganz klar sagen: Wesentlich schlechter!! Vielleicht wäre ich trotzdem sozial gereift, klar, man hat ja immer mit Menschen zu tun, aber meine persönliche innere Heilung und Reife wäre mit Sicherheit bei Weitem nicht so vorangeschritten wie jetzt.

Manchmal, jetzt mit 36, fast 40;) fragt Mich jemand, ob ich gern nochmal 10 Jahre jünger wäre und ich kann ganz klar sagen: Auf keinen Fall!!! Niemals wollte ich mit meinem 26-jährigen Ich tauschen. Ja, diese Zeit hatte ihre Reize und ich möchte sie nicht missen, aber ich möchte nie wieder die Doreen sein, die ich damals war: Unsicher, kleinlaut, emotional verschlossen und wenig bewusst, wer ich eigentlich war. Ich mag diese starke, selbstsichere, offene Frau, die ich jetzt bin... Klar, ist da massig Luft nach oben und deswegen freu ich Mich auch auf Meine nochmal 10 Jahre ältere Version, aber hier und jetzt möchte ich nicht älter oder jünger sein als 36. Und vor allem möchte ich Mich nicht fragen, wie's gelaufen wäre ohne Kinder, denn das hieße, ich müsste die letzten 10 Jahre meines Lebenslaufes streichen... Klar tanz ich Mich in Gedanken auch gern mal woanders hin, an einen anderen ORT, aber nicht in eine andere WELT, ohne unsere Kinder.

Ich glaube, Kinder bieten, eben weil sie unsere Schwächen und Stärken so sehr spiegeln, eine Entwicklung, die kein Ort und keine Reise, kein anderer Mensch dieser Welt in uns bewirken kann, außer sie. Wenn man einmal welche hatte, ist es unmöglich sie sich wieder wegzudenken und deshalb danke Ich GOTT für unsere 4 unvergleichbaren Schätze, die Mich oft so sehr in den Wahnsinn treiben und doch gerade dadurch das Beste aus Mir herauskitzeln.

In JESU Namen AMEN.


Kommentare

  1. Das ist wunderschön geschrieben! Viele Gedanken kenne ich sehr gut - sowohl die über Deine Kinder als auch die über das Jetzt-Ich vs. vor 10 Jahren-Ich. Liebe Grüße an euch!

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