Radikalität und Liebe

Ich hab vor einiger Zeit den Film "Der verlorene Sohn" gesehen, in dem es um christliche  Umerziehungscamps für Homosexuelle in den USA geht. Russell Crowe ist Vater eines schwulen Sohnes und Pastor und versucht deshalb zunächst mit allen Mitteln die Seele seines Sohnes zu retten(weil er glaubt, Homosexuelle kommen in die Hölle), bevor er erkennt, dass Liebe das höhere Gut ist.
Als ich den Film so sah, erinnerte ich mich an meine Zeit in der Kirche zurück.
Letztens im Wartezimmer hab ich auch gelesen, dass in der radikalen Ecke der AFD eine "radikale Christin" angesiedelt ist und ich muss sagen:
Ich verstehe diese Christen ein Stück weit. Sie sind radikal und mit Radikalität in jede Richtung kann ich mich sehr gut identifizieren. Für mich gibt es auch selten 50%. Ich bin entweder All-In oder raus;)
Die Chance des Irrtums ist da natürlich groß, größer, als wenn man sicher auf mehreren Hochzeiten tanzt, aber es lässt sich schwer ändern - zumindest von mir kann ich sagen: Ich bin eben so! Und ich glaube, das ist auch gut so. GOTT hat die einen so gemacht, die anderen so. Wir alle sind aber auf IHN hin geschaffen - unperfekt. Unvollkommen.
Auch Paulus galt als radikal. Erst verfolgte er die Christen als radikaler Anhänger des Gesetzes, dann radikal unterwegs für das Evangelium der Gnade.
Doch im Zuge seiner Kehrtwende hat Paulus eines erkannt: Die Liebe ist das größte.
Sie MUSS über allem stehen.

Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber nicht Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel. Und wenn ich Prophezeiung habe und alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß, und wenn ich allen Glauben habe, so daß ich Berge versetze, aber nicht Liebe habe, so bin ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeilen werde, und wenn ich meinen Leib hingebe, auf daß ich verbrannt werde, aber nicht Liebe habe, so ist es mir nichts nütze. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.
1. Korinther 13:1‭-‬3‭, ‬13 ELB

Alle Radikalität, alle Leidenschaft, alles Eifern nützt nichts ohne Liebe. 
Wenn bei Christen GOTT über allem steht, auch über dem einzelnen Menschen, dann leidet die Liebe. GOTT ist jeder einzelne Mensch wichtig und NIE stehen seine eigenen Ziele über dem Wohl des einzelnen. Ich weiß, daß lässt einige innerlich aufschreien, aber wir dürfen eines nicht vergessen: GOTT ist nicht darauf angewiesen einem Menschen etwas wegzunehmen, um einem anderen etwas zu geben. Wir Menschen haben dieses Prinzip kultiviert: Wenn alle teilen und etwas abgeben, hat jeder genug - so die Theorie. In der Praxis wollen ALLE immer mehr und das ist ein Problem. Aber es ist ein irdisches Problem. GOTT hat und gibt im Überfluss und das hat niemals ein Ende. GOTT kann jedem geben, soviel er will, nicht nur soviel er braucht und das vergessen wir sooo oft. So oft fordert Radikalität Opfer und ganz klar sagt GOTT:

Denn an Liebe habe ich Wohlgefallen und NICHT am Opfer, an der Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.
Hosea 6:6 SCH2000

Jesus rügt die Pharisäer wegen ihrer radikalen Gesetzestreue (wenngleich sie nur geheuchelt ist, aber das steht auf einem anderen Blatt) :

Wenn ihr aber wüsstet, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer«, so hättet ihr nicht die Unschuldigen verurteilt.
Matthäus 12:7 SCH2000

Ich glaube, GOTT liebt die Vielfältigkeit und deshalb hat ER die einen gemäßigter geschaffen, die anderen radikaler und das ist gut so. Jeder soll sein, wie er ist - Aber man darf eben eines niemals aus den Augen verlieren: die Liebe. Und unweigerlich verbunden mit ihr, wie in Hosea zu lesen: die GOTTESERKENNTNIS. Hätten die Pharisäer GOTTES Wesen tatsächlich erkannt, hätten sie JESUS Jünger nicht verurteilt, weil sie am Sabbat geerntet haben, weil sie hungrig waren. Und sie hätten JESUS nicht gefragt, ob es erlaubt ist, am Sabbat zu heilen, denn keine Frage: das Wohl des Einzelnen steht IMMER über dem Gesetz GOTTES!(Welches ja ohnehin nicht gegeben wurde, um gehalten zu werden, aber dazu mehr hier! ;)) 

Zum Schluss bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe! 

In Jesu Namen Amen. 

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