Übers Wasser laufen

Können wir als Christen jetzt eigentlich tatsächlich übers Wasser laufen? Das ist etwas, was ich mich als frischer Christ tatsächlich gefragt habe, denn mit dem Glauben an GOTT schien mir plötzlich ALLES möglich. Nach wie vor glaube ich, GOTT kann unvorstellbare Dinge bewirken. Aber das Wort "unvorstellbar" hat für mich mittlerweile einen anderen Fokus bekommen. Und so glaube ich, dass auch diese Geschichte mit dem "Übers Wasser laufen" ihren Fokus nicht zwingend auf einem realen "übers Wasser laufen" hat, sondern es primär darum geht, Unmögliches zu vollbringen und vielleicht sogar ohne mit dem Strom zu schwimmen.
Gestern hab ich nochmal mit einem Freund erörtert, wie es ist unter Gnade zu leben und was es mit einem macht:
Dass es all die religiösen Handlungen entfernt oder zumindest deren Notwendigkeit in Frage stellt- solche wie tägliches Bibellesen oder regelmäßiges Beten - und man sich aus der Macht der Gewohnheit irgendwie fühlt als sei man kein richtiger Christ mehr, oder wenn, dann ein fauler;). Man fühlt sich als würde die Beziehung zu GOTT schwächer bzw. schlechter - und das alles nur, weil man vorher so hart daran gearbeitet hat, GOTT zu gefallen oder GOTT näher zu sein. Jetzt, da man weiß, beides ist nicht notwendig bzw. durch Christus bereits getan, gibt es keinen Grund mehr sich diesbezüglich ins Zeug zu legen. Und hier fiel mir die Geschichte mit Petrus ein.

Aber in der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, wandelnd auf dem See. Und als die Jünger ihn auf dem See wandeln sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: Es ist ein Gespenst! Und sie schrieen vor Furcht. Alsbald aber redete Jesus zu ihnen und sprach: Seid gutes Mutes, ich bin's; fürchtet euch nicht! Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern. Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schiffe und wandelte auf den Wassern, um zu Jesu zu kommen. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! Alsbald aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum zweifeltest du?
Matthäus 14:25‭-‬31 ELB

Die Jünger erkennen JESUS in dieser Geschichte zunächst nicht, genau wie wir in dieser unter Gnade neu gewonnenen Freiheit GOTT zunächst nicht erkennen, weil wir IHN so noch nie gesehen haben. Aber GOTT spricht, wie immer  "Fürchtet euch nicht!"! Und genau wie Petrus das herausfordert, fühle ich mich unter Gnade, diese Gnade tatsächlich auch herauszufordern: all den religiösen und auch weltlichen Regeln den Rücken zu kehren und zu schauen, ob GOTTES Gnade wirklich trägt, ob sie hält, was sie verspricht. Und je mehr ich sie verstehe, desto mehr Schritte wage ich auf dem Wasser. Und ich stelle fest: Wenn ich tatsächlich wegschaue, von dem, was ich für GOTT tun könnte oder religiös: sollte und mich darauf verlasse, was immer GOTT mit mir vor hat, ER selbst wird es in mir bewirken, dann gehe ich vorwärts, mehr als früher. Ich sehe, wie GOTTES Gnade mich tatsächlich trägt, wie Probleme gelöst werden, ohne dass ich hart daran arbeite und, um an den Ausgangspunkt dieses Beitrags zurückzukehren, wie ich Bibel lese und bete ohne, dass ich mir dafür extra Zeiten und Regeln aufstellen und mich "zwingen" muss, sondern einfach nur, weil ich es will. 
Doch genau wie Petrus bin ich immer in der Gefahr wieder auf mich selbst zu schauen und dann frage ich mich: Sollte ich nicht mehr Bibellesen? Sollte ich nicht wieder regelmäßig Beten? Sollte ich nicht mal wieder eine Predigt hören statt immer nur Netflix zu schauen? Sollte ich nicht auch mal etwas tun und mich nicht immer nur faul zurücklehnen und auf GOTT verlassen? Und dabei merke ich gar nicht, dass eben diese Gedanken - so nobel sie auch sein mögen - meinen Blick von JESUS weglenken, hin zu mir - und eben das! mich zum Sinken bringt, wie Petrus. Der Moment, in dem wir daran denken, dass wir sinken könnten, ist der, in dem wir anfangen zu sinken, weil unser Vertrauen nicht mehr auf JESUS liegt, sondern auf uns - UNSERER Fähigkeit GOTT zu beeindrucken, UNSERE Bestrebungen GOTT zu gefallen, UNSERE Anstrengungen die Beziehung zu IHM zu pflegen - ABER es geht eben nicht um uns! Das beweist diese Geschichte nicht nur, weil Petrus nicht sinkt, solange er nur auf JESUS schaut, sondern auch, weil es JESUS allein ist, der Petrus aus dieser Situation befreien kann. Petrus kann sich nicht selbst retten. Das "auf ihn selbst schauen" bringt ihm überhaupt GAR NICHTS, im Gegenteil! Und genau so ist es mit uns. Es bringt nichts sich religiöse Gewohnheiten anzutrainieren, es bringt nichts auf sich zu schauen und was man alles für GOTT machen oder reißen könnte - das alles ist zum Scheitern verurteilt und hat keinerlei Nutzen, weder für Dich noch für GOTT. 
Die noch größeren Dinge, die wir tun werden als JESUS (Johannes 14,12), vollbringen wir nur, wenn wir auf IHN schauen, nicht auf uns! Vorwärts gehen wir nur im Vertrauen auf IHN, ansonsten treten wir auf der Stelle - obwohl es ja genau das ist, was wir versuchen zu verhindern. Aber eben dieses Paradoxon ist das besondere an der Gnade, die wir als Christen eigentlich predigen sollten. Das ist, was unseren Glauben unterscheidet von ALLEN anderen Religionen: Nichts hängt ab von uns, alles wirkt GOTT in uns, wenn wir auf IHN schauen und nicht auf uns.
Also, wenn Du Dich fragst, ob Du als Christ gut genug bist, ob Du genug betest, Bibel liest, Dich in der Gemeinde einbringst, genug Leuten von JESUS erzählst oder was auch immer - Die Antwort ist: Nimm Deinen Blick von Dir selbst weg und schau auf JESUS! Was immer nötig ist, wird ER in dir anfangen und vollenden (Hebräer 12,2), ER schenkt das Wollen UND das Vollbringen (Philipper 2,13) - nichts davon liegt bei Dir, also lass Dich einfach fallen in die Gnade GOTTES. Du kannst nicht sinken, JESUS rettet Dich - immer und immer wieder! Also, was bleibt jetzt zu tun für Dich? - Nichts! Denn ALLES ist vollbracht!

Und für diese wirklich GUTE NACHRICHT danke ich Dir, GOTT - jeden Tag, weil sie mich so sehr befreit von den Regeln und Gesetzen dieser Welt! Vielen Dank! In Jesu Namen Amen

Kommentare

  1. Hi Doreen ! Meine Meinung zu „walking on water“:

    Jesus sagt doch zu Petrus: „Kleingläubiger, warum zweifeltest du !“ Aber in der ganzen Szene zweifelt Petrus eigentlich nicht an Jesu Fähigkeit, ihn mit der Kraft Gottes zu retten: „Jesus rette mich !“ Er zweifelte wohl eher an Gott - daran, dass Gott auch ihn, Petrus, retten und gehend ma-chen kann, unabhängig von Jesus.

    So jedenfalls hab´s ich mir überlegt…

    Alles Gute, Ron !

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    1. Hey Ron:)
      Ja, ich glaube, das ist das Grund-Dilemma von uns Christen: wir zweifeln nicht daran, dass GOTT allmächtig ist, sondern daran, dass ER diese Allmacht auch für uns einsetzt, dass wir - jeder scheinbar noch so Unbedeutende von uns - IHM wichtig genug sind...
      Am Ende ist der Zweifel an GOTT und/oder der an JESUS für mich persönlich aber der gleiche, denn GOTT hat ja JESUS geopfert, um uns zu beweisen, dass wir IHM alles bedeuten - wenn wir daran zweifeln, zweifeln wir genau genommen irgendwie an allem,oder?;)
      Liebe Grüße und danke für deinen Kommentar:)

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