Unchristlich: Selbstbefriedigung

 Ich hab irgendwie das Gefühl, in dieser Reihe geht es vorwiegend um sexuelle Themen, aber man muss leider auch sagen, dass eben diese Themen sonst im christlichen Kontext eher ausgespart werden... Und ich frag mich, wieso eigentlich? Als ob Christen keinen Sex hätten?! Sexualität ist ein Geschenk GOTTES. 

Und als ob bspw. Selbstbefriedigung bei Christen keine Rolle spielen würde?! Ich glaube, gerade bei Christen ist Selbstbefriedigung ein "riesen" Thema, insbesondere bei Männern.

Leider allerdings ist das IMMER ein problembeladenes Thema. Aus irgendeinem Grund kursiert nämlich im Christentum die Meinung, dass Selbstbefriedigung etwas ganz ganz Schlimmes sei... Allerdings stellt sich die Frage, auf welcher Grundlage das geschieht? Falls Du passende Bibelstellen hast, die irgendetwas über Selbstbefriedigung aussagen, schreib sie mir gern in die Kommentare, ich selber kenne keine einzige!

Wenn man "Christsein" in Zusammenhang mit "Selbstbefriedigung" googelt, stößt man auf einige Seiten. Die einen verteufeln es absolut, die anderen differenzieren zwischen Singlesein und Partnerschaft/Ehe, wieder andere zwischen Erwachsenwerden/jugendlichem Leichtsinn und Erwachsensein.

Ich kann von mir selbst sagen, ich hab in jedem dieser Status(mit langem "U";)) masturbiert. Es ist also nicht nur ein Thema für Männer. Aber was ich auch sagen kann, ist, dass ich mich sowohl als jugendliche Nichtchristin schlecht dabei gefühlt habe, als auch, ja eigentlich umso mehr als ich dann Christin wurde und die moralische Messlatte plötzlich extrem hoch lag. Als Christin war es sogar so, dass, weil das Verbot gefühlt plötzlich so groß war, ich tatsächlich richtig viel masturbiert habe - die Macht des Gesetzes halt (Sagt Dir nix? Lies gern hier oder hier darüber) ;) - und je mehr ich das getan habe, desto schlechter habe ich mich gefühlt, und je schlechter ich mich gefühlt habe, desto mehr brauchte ich es... Ein Teufelskreis!

Wie kam ich da jetzt wieder raus? Denn ich masturbierte eindeutig mehr als ich eigentlich wollte und mir gut tat - und genau dies ist der einzige Grund, das zu reduzieren oder damit aufzuhören: Wenn Du merkst, dass Selbstbefriedigung nicht mehr Dir dient, sondern Du ihr.

Raus kam ich aus diesem Teufelskreis, indem ich meine Freiheit in CHRISTUS erkannte und ergriff. Ich verstand, dass selbst wenn es Sünde wäre, CHRISTUS Mich von dieser Sünde freigekauft hat. Es gibt vor GOTT keine Verurteilung mehr für Mich. Und als ich das verstanden hatte, konnte ich auch wieder damit aufhören, wie eine Irre zu masturbieren und es wieder zu meinem persönlichen Vergnügen statt aus "Zwang" zu machen. Diese Freiheit führte wiederum dazu, dass ich es eigentlich gar nicht mehr brauchte - da ich ja verheiratet war und qualitativ wesentlich hochwertigere Orgasmen haben konnte;)

Mittlerweile ist es so, dass ich Mir Meine "sexuelle Energie" viel lieber für Meinen Mann aufspare und ihn auch gerne wissen lasse, wenn es nötig ist, sie zu entladen. Ich glaube auch, dass es im gewissen Maß einer zwischenmenschlichen Beziehung wesentlich zuträglicher ist, wenn beide ihre Lust miteinander teilen, als mit sich selbst und sich in sich selbst zurück zu ziehen. Aber das heißt nicht, dass Selbstbefriedigung in einer Partnerschaft nicht trotzdem auch gut sein kann. Manchmal baut es auch Druck auf, wenn der eine unbedingt will, der andere aber nicht und erstere Person vielleicht auch nicht in der Lage ist, der anderen Lust darauf zu machen. Dann kann es durchaus sinnvoll sein, den Druck erstmal raus zunehmen. Aber ich bin auch ehrlich, ich glaube, wenn man, gerade in einer Partnerschaft, viel masturbiert, entfernt man sich auch ein stückweit von der anderen Person. Zumindest ich selbst habe gemerkt, dass viel masturbieren mich von meinem Mann eher entfremdet. Es macht mich in gewisser Weise unabhängig von meinem Mann. Ich war in solchen Momenten ihm mit meiner Lust nicht zu- sondern eher abgewandt, habe sie nicht kommuniziert und sie quasi nicht mit ihm geteilt. Und das ist natürlich die Gefahr, die Selbstbefriedigung generell birgt: Dass man keine große Lust mehr hat, sich auf den anderen einzulassen oder sich ihm diesbezüglich zu öffnen. Denn klar, gerade als Frau - wo man gesellschaftlich ja eher so gebrieft ist, brav und sittsam zu sein und das man zwar Sex haben kann, es dabei aber hauptsächlich um den Mann und seinen Orgasmus/seine Befriedigung geht und dass man dem zwar Freude abgewinnen darf, aber nicht erwarten sollte, dass man dem Mann gleich jedes Mal zum Orgasmus kommt (wo kämen wir denn bei dieser Art sexueller Gleichberechtigung hin?!;))- ist es echt eine Überwindung seinem Partner zu zeigen, dass man Lust hat und ihm quasi die Zügel dafür in die Hand zu legen. Denn oft ist es ja so, dass Männer glauben, der Orgasmus der Frau wäre ein großes Mysterium und Frauen glauben, sie dürften einem Mann diese schwierige Aufgabe nicht aufbürden. Da ist es einfacher Sex ohne Orgasmus zu haben und sich den im Zweifelsfall selbst zu bescheren - ohne Anwesenheit des Mannes; wenn er dabei ist, ist das eine andere Sache;). 

Aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, "geteilte Orgasmen" sind, weil sie so intim sind, da man sich nicht nur sprichwörtlich füreinander öffnen muss, eine große Bereicherung für eine Beziehung und eben diese Bereicherung entgeht einem natürlich, wenn man vorrangig mit sich selbst Orgasmen hat. Ich persönlich mag es auch, von der Lust meines Mannes zu wissen. Es bestätigt mich in meinem Frausein, dass mein Mann Lust auf Sex mit mir hat. Es spricht für meine Attraktivität und sexuelle Anziehungskraft. Und klar, in der Regel wollen Männer öfter Sex als Frauen und manche Frauen fühlen sich dadurch eher unter Druck, aber ich wage mal zu behaupten, das liegt häufig daran, dass die Frau in dieser Konstellation von dem partnerschaftlichen Sex vielleicht keine allzu großen Vorteile hat bzw. sie einfach nicht dort abgeholt wird, wo sie steht. Wir Frauen können nicht auf Knopfdruck auf Sex umschalten, aber wir können langsam dorthin geführt werden. Auch ich hab mich früher überrannt gefühlt von der Lust meines Mannes, andererseits fand ich es blöd, dass er Druck ablässt, indem er sich selbst befriedigt. Damals wusste ich nicht warum, heute ist mir klar: Es ist eben jene Abgewandtheit und Distanz, die das mitunter schafft. Heute möchte ich gern, dass mein Mann mir die Verantwortung für seine Lust in die Hände legt und ich fühle mich damit auch nicht mehr überfordert, weil wir sehr viel über Lust und Sex reden und ich ihm einfach sage, was nötig ist, damit ich auch in die richtige Stimmung komme. Denn ganz ehrlich: Es ist eher sehr, sehr selten, dass ich Mich nicht in die richtige Stimmung versetzen lassen könnte. Und ich wage zu behaupten, dass das bei den meisten so ist: Denn bspw. eine Massage oder ein schönes Abendessen würde man ja in den meisten Fällen auch nicht ausschlagen - Sex ist nur dann "anstrengend", wenn er diesen ganzheitlich wohltuenden Charakter nicht hat, dann ist er wie Sport, von dem man weiß, dass der einem theoretisch gut tut, aber es einen vorher echt Überwindung kostet, weil man ihn eher aus einer Art Pflichterfüllung tut und nicht, weil man Lust darauf hat.

So, jetzt bin ich irgendwie vom Thema abgekommen:D.... und viel auf Selbstbefriedigung in der Partnerschaft eingegangen und dass sie dort zwar ihren Platz hat, aber auch Gefahren birgt. Doch wie ist das nun als Single oder Heranwachsender?

Ich glaube, gerade als heranwachsende Frau, wo ein Orgasmus häufig mehr Aufwand als eine schnelle Handbewegung bedeutet, ist Selbstbefriedigung ein echtes Geschenk! Zu wissen, wie sich ein Orgasmus überhaupt anfühlt und was man tun muss, um einen herbeizuführen, ist die halbe Miete für guten Sex - die andere Hälfte ist Vertrauen und Kommunikation;) Wie sollte man einem Partner kommunizieren, was einem gefällt und beim Sex selbstbestimmt und selbstbewusst agieren, wenn man keine Ahnung von sich selbst hat?! Klar kann man das auch gemeinsam mit einem Partner entdecken, aber bis es soweit ist, könnte man sich auch schonmal selber "informieren";) bzw. vorbereiten.

Ich denke für Männer, auch wenn die es da wesentlich einfacher haben, gilt im Grunde genommen das gleiche. Auch wenn sie prinzipiell einfacher gestrickt sind, gibt es bei ihnen wesentlich mehr zu entdecken als die bloße Auf- und Abbewegung der Hand;)

Außerdem: Wohin sonst mit der Lust? Wenn Du Single bist, ist leider niemand da, auf den du sie projizieren kannst, niemand, der Dir zur Hand gehen könnte... Und ja, so eine gewisse sexuelle Spannung macht Dich auch als Single dem anderen Geschlecht zugewandt, aber wenn Du schon nicht mehr klar denken kannst und vor Lust fast explodierst, dann ist es sinnvoller einfach mal zu masturbieren als vielleicht aus der Not heraus mit irgendwem Sex zu haben, den Du bei klarem Verstand nicht angerührt hättest (kenn ich;)). Lust kann ebenso berauschend wirken wie Alkohol, vor allem in Kombination mit Alkohol:D Dann doch lieber mal ein bisschen runterkommen, als dauergeil oder sagen wir "lusttrunken" durch die Gegend zu torkeln;)

Ich persönlich finde es auch nicht verwerflich, wenn man dabei an eine bestimmte Person denkt - ist ja nicht so, dass man sie vergewaltigt. Ja, man macht sie vielleicht in dem Moment zum Objekt seiner Begierde, aber das ist ja erstmal nichts Schlechtes. Ich glaube, jeder mag es begehrt zu werden. Man muss ja danach nicht zu der Person rennen und ihr sagen, dass man beim Masturbieren an sie gedacht hat - das kommt evtl nicht so gut;)

Und weil ich noch nicht genug geschrieben habe, will ich auf jeden Fall einen wichtigen Aspekt in Bezug auf Selbstbefriedigung nicht unerwähnt lassen: Pornographie. Sie ist ja das eigentliche Problem an Selbstbefriedigung - in der Welt, aber vor allem auch im christlichen Kontext. Und eigentlich ist das so ein großes Thema, dass sie einen eigenen Blogbeitrag verdient (evtl mach ich das nochmal).Trotzdem möchte ich hier kurz und nicht umfassend darauf eingehen: Ich glaube, Pornos sind nicht zwingend schlimm. Was die äußeren Bedingungen angehen, sollte man sich bewusst sein, dass sie wie billiges Fleisch oder billige Klamotten sind: in der Regel sind sie nicht fair und unter menschenunwürdigen Umständen produziert - doch das nur am Rande, ich möchte lieber auf die "inhaltlichen" Schwierigkeiten damit eingehen. Pornos können die Fantasie anregen und auch Inspiration schenken. Sie können auch die Lust anheizen, vor allem, wenn man sie zu zweit schaut. ABER (und das ist ein großes Aber): Die Gefahr, dass sie sich negativ auswirken, dass sie süchtig machen und gepaart mit Masturbation dafür sorgen, dass man sich in sich selbst zurückzieht und abgewandt ist, ist sehr, sehr groß. Pornos bieten in wenigen Minuten den Kick, den man sich sonst über Tage, Wochen oder Monate erarbeitet, indem man um einen Partner wirbt und mit ihm in Beziehung tritt. Dass das in der Regel viel unbefriedigender ist, als echter menschlicher Kontakt, ist dabei erstmal zweitrangig.

Außerdem bilden sie die Realität zwischen Männern und Frauen absolut unrealistisch ab, von ihrem meist sexistischen Weltbild mal ganz abgesehen. Ich glaube, in der Regel bewirken Pornos eher Schlechtes als Gutes, aber ich gebe zu, auch ich kann mich ihrer Faszination, gerade in sexuellen Dürrezeiten, nicht entziehen (obwohl ich deren wirtschaftlichen Hintergrund eher verabscheue) und versuche das auch gar nicht - Macht des Gesetzes und so;) Ich würde sagen, es ist mit Pornos wie mit allem: Die Dosis macht das Gift;) Aber das gilt, wie gesagt, für Selbstbefriedigung im Allgemeinen.

Seit ich unter Gnade bin, ist mein vornehmliches Mantra: Gleichgewicht - Alles braucht Gleichgewicht und Frieden (den, den JESUS schenkt.) Und so ist es auch hier: Sind Pornographie, Masturbation und Sexualität im Gleichgewicht? Bist Du im Frieden damit, fühlst Dich als Herr über diese Dinge und nicht schuldig oder hast ein schlechtes Gewissen? Dann ist alles gut und es fühlt sich auch gut an. 

Fühlt es sich jedoch nicht gut an und fühlst Du Dich unter Druck und unwohl, dann lass Dich von JESUS neu freisetzen. Lass Dir SEINE Gnade und Freiheit zusprechen und Du wirst in SEINEN Frieden kommen und eine Balance finden, da bin ich ganz sicher! 

Schreibt mir gern eure Ansichten und Erfahrungen zu diesem Thema in die Kommentare. Ich finde, es wird Zeit dieses Thema, vor allem im christlichen Kreis, offen zu diskutieren und zu kommunizieren.


Vergesst nicht, dass ihr gesegnet seid! In JESU Namen AMEN

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