Diskutieren oder die Sache GOTT überlassen?

Neulich las ich in den Kommentaren eines christlichen Blogs wie so oft die Worte eines von GOTT enttäuschten Menschen: Von klein auf hatte er an GOTT geglaubt, aber alles Beten, Bibellesen und frommes Benehmen brachte GOTT nicht dazu sich ihm tatsächlich zu offenbaren und so wendete er sich von GOTT ab und kam zu dem Schluss, dass es IHN einfach nicht gäbe.
Mir fährt es immer mitten ins Herz, wenn ich so etwas lese und wie viele andere neige ich dazu an solch einer Stelle zu diskutieren, zu beschwichtigen und/oder zu überzeugen. Ungern möchte ich, dass das so stehen bleibt und habe gleich den einen oder anderen Ratschlag parat um GOTT doch noch zu finden und nicht aufzugeben.
Doch gerade wenn ich derartige Kommentare dazu lese, denke ich: Ist das wirklich unsere Aufgabe?
Wir können Menschen ihre Erfahrungen nicht absprechen oder übergehen und sie mit "Beweisen" zutexten um sie doch noch zu überzeugen. Wir können nicht die Schuld dem Suchenden zuschieben und behaupten, er hätte es nicht genug versucht, denn die Wahrheit ist: Manchmal hat sich GOTT eben tatsächlich einfach noch nicht gezeigt, ER allein weiß warum nicht. ABER wir dürfen darauf vertrauen, dass ER es tun wird. ER selbst verspricht sich dem zu zeigen, der IHN sucht (Jeremia 29,13)das geknickte Rohr nicht zu zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auszulöschen (Jesaja 42,3).
Wir dürfen solchen Menschen offen in ihren Zweifeln, Enttäuschungen und in ihrer Wut begegnen ohne sie bekehren zu wollen. Wir dürfen ihnen zuhören ohne GOTT zu verteidigen, denn das ist SEINE Aufgabe. Wenn ER wirklich der allmächtige und liebende GOTT ist, der ER behauptet zu sein, dann lässt ER den verzweifelten Ruf eines Suchenden nicht ungehört - Das ist die Hoffnung, die wir haben und für die wir stehen!
Aber natürlich gilt das nicht nur für solch gravierende Dinge. Es gilt für jede Frage, jeden Zweifel, den jemand äußert und der nicht Deiner persönlichen Theologie entspricht. Manchmal hört man Dinge über GOTT, die einen an den Kopf greifen lassen und in einem den Drang wecken, das ganz dringend klarstellen zu müssen - ich weiß, wovon ich rede, umso mehr seit ich unter Gnade bin. Leider stellt man oft fest, dass es wenig nützt den Leuten die "Wahrheit" direkt an den Kopf zu werfen. Erst kürzlich habe ich wieder erlebt, dass alles diskutieren nichts nützt ohne die persönliche Offenbarung:
Mein jüngster Sohn hatte einen eingewachsenen Zehnagel und es sah wirklich schlimm aus. Ich wollte gern mit ihm zum Arzt, allerdings zu einem bestimmten, bekam dort aber erst etwa eine Woche später einen Termin. Nun, währenddessen eiterte der Zeh fleißig vor sich hin und sah von Tag zu Tag nicht schlimmer aus aber eben auch nicht besser. Ich tat mein bestes, schmierte eine entzündungshemmende Salbe drauf und wir badeten den Zeh täglich mindestens einmal in Seifenlauge. Trotzdem bekam ich mehr und mehr Schiss, die Entzündung könnte sich ausbreiten und tendierte dazu, doch einfach zu irgendeinem Arzt zu gehen, aber so richtig überzeugt war ich auch nicht. Es riss mich permanent hin und her. Prinzipiell mache ich, seit ich von GOTT meinen "Krisenvers" bekommen habe, wenn ich nicht weiß, was zu tun ist, einfach nichts! Aber diesmal empfand ich irgendwie, dass Warten vielleicht unangebracht sein könnte. Bei all der Unsicherheit setzte ich mich seit längerem mal wieder vor meine Bibel und bat GOTT um einen Vers. Er führte mich zu der Stelle als Elia und Elisa gemeinsam unterwegs sind, kurz bevor Elia in den Himmel auffährt. Elisa ist etwas aufgeregt, weil Elia bald weg sein wird, doch Elia spricht zu ihm: (Leider ist die deutsche Übersetzung nicht so schön!)
Hold ye your Peace! (KJV)
Deutsch: Bewahre/bleib in deinem Frieden!
Und das gab mir nochmal die Bestätigung, dass es okay ist zu warten. Mein Mann hatte mehrmals vorgeschlagen den Zehnagel zu beschneiden, aber aus Angst etwas falsch zu machen, tat ich lieber nichts. In der nächste Nacht wachte ich auf mit der Erkenntnis: Der Zehnagel muss beschnitten werden, damit die Entzündung abklingen kann. Und plötzlich war für mich völlig klar, was zu tun war und wie.
Am darauffolgenden Tag beschnitt ich den Zehnagel, der sich GOTT sei Dank schon halb abgelöst hatte, so dass ich ihn nahezu schmerzfrei abschneiden konnte und bereits einen Tag später sah der Nagel viel viel besser aus und tat NICHT MEHR WEH. 
Worauf ich eigentlich hinaus wollte:

Obwohl mein Mann mir mehrmals gesagt und erklärt hatte, dass der Nagel ab müsse, brauchte es die persönliche Offenbarung, damit ich es auch begriff und so ist es mit allem. Deswegen nützt diskutieren in der Regel nichts - im besten Fall! - Im schlimmsten Fall führt es zum Streit, auch schon erlebt ;)
Ich plädiere dafür sich darin zu üben andere "Meinungen" bzw. Auslegungen stehen zu lassen und darauf zu vertrauen, dass GOTT klar stellt, was klar gestellt werden muss.
Da mir persönlich "stehen lassen" seeeeeeehr schwer fällt, nutze ich gern die sokratische Methode und hinterfrage einfach alles - mich selbst hat Hinterfragen schon so oft zur Erkenntnis geführt, dass ich glaube, Fragen ist besser als Antworten ;)
Bei all dem braucht es natürlich trotzdem eine besondere Sensibilität, denn oft stecken hinter verhärteten Ansichten einfach Enttäuschungen und die kann man nunmal nicht wegdiskutieren.
Soviel als kleiner Einblick in mein aktuell größtes Lernfeld!
Ich danke GOTT, dass ER auch so Haudegen wie mich nicht verwirft, sondern im Gegenteil: schleift und gebraucht! Und ich danke IHM, dass MEIN Herz immer mehr in SEINEM Takt schlägt und ich lernen darf IHM zu vertrauen in allen noch so unscheinbaren Belangen. AMEN

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